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55/16 – Paris-le longe du chemin sur la rive


– cahier – première partie – brouillon 1 // la rive gauche // Der Fluss. Ein einsamer Weg, wo andere gehen. Sie verschwinden. Aus dem Augenwinkel entgleiten sie. Hinter mir, die Schatten. Hinter mir, die Vorausgegangen. Die liegenden Gedanken. Ich schaue nicht zurück. Ich schlendere ohne Plan. Bestaune die sonderbaren Formen. Ländereien, in einem Herz angelegt. Die Sprache. Sie ist mir unbemerkt gefolgt, bis zur anderen Seite und so weiter… eine Willküre.

Wer weiss, in dieser Zeit gleiten die Dinge haltlos nebeneinander. Der Wind streicht die Blätter der Pappel silbrig. Die Schwalbenformation schwebt über der Seine. Die Notre Dame liegt wie eine Spinne über ihrem Geheimnis auf der Insel.

Wenn ich stehe, gehe ich nicht und komme nicht an, da wo ich stehe. Ich bin in der Frühe zu spät. Die Bank, wo ich zu sitzen gewohnt bin, ist von einem Clochard belegt und der Touristenstrom hat sich längst in Bewegung gesetzt.

Ich hänge an einem Zeitfaden. Zwischen Flimmern und Irrlichtern habe ich ihn vergessen. Von Zeit zu Zeit finde ich ihn und bin ratlos. Als wäre es eine Selbstverständlichkeit ihn zu verlieren und wieder zu finden. Er kommt abhanden. Also entgleitet er in einem unaufmerksamen Augenblick und ist in einem eben solchen wieder da. Ich übersehe ihn und halte das kleine, heran geflatterte Zellophanpapierstück für einen Schmetterling. Dieser kleine zerknitterte Hügel.

Ein Kerichtsack schwebt im Luftzug aus dem Metroschacht. Während die Spatzen unter der Nachbarbank zippen und zanken, besprechen sie die grossen Fragen, z.B. Wo bin ich hier? Wer bist Du? Wer sind wir? Was eröffnet das Mystherium der Erinnerung? Entspringen Gedanken dem Gedächtnis? Wie um Himmels Willen finde ich neue? Bedingen sich Welt und Zeit? Drehen wir das Räderwerk mit unserem Denken? Die Welt, ein Grenzgebiet. Die Sprache, ein Wagnis.

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